Heinz-Erhardt-Darsteller Joachim Heist in der Festung
Beim satirischen Rundumschlag fanden alle Pfeile des erfahrenen Kabarettisten ihr Ziel
Der Kabarettist Hans-Joachim Heist verweilte im Festungskeller zu einer der vielen „Nachholveranstaltungen“, wie er es anfangs noch sachlich nüchtern ausdrückte, ehe er mittels schwarz gerandeter Brille auch in Gestik und Mimik zu Heinz Erhardt mutierte. Er spannte dabei einen weiten Bogen, von Zitaten aus der Antike bis hin zur Gegenwart, wobei auch die Stadt Rüsselsheim von humoristischer Kritik nicht verschont wurde. So wusste er über Ampeln und Baustellen in der Opelstadt zu berichten: „Da hat Rüsselsheim genug davon!“
Damit dies alles möglich sein konnte, blieb die CoViD-19-Pandemie dennoch weiterhin präsent. Bevor jemand die Treppen zum Festungskeller hinuntersteigen durfte, wurde der Impfstatuts ohne Ausnahme kontrolliert und die Maske konnte erst am Sitzplatz abgenommen werden, und als eine weitere Zierde auf den Tischen, gab es einen QR-Code zum Einchecken in der Veranstaltung. Dennoch – oder gerade deswegen – war die Stimmung bei allen Besuchern gut, um nicht zu sagen fast dankbar, dafür, endlich wieder einen lange entbehrten, netten Abend in geselliger Runde zu verbringen.
Die Politik als Zielscheibe
Keinen Weg vorbei, gab es an der Politik als Zielscheibe. „Das gibt es doch auch, dass die Regierung eine andere Sprache spricht als das Volk!“ Dies als gemeinsames Manko von Geschichte, Gegenwart und wahrscheinlicher Zukunft wurde dann noch um den bekannten Satz „Die Neue kam gerade recht, um dann ins Gras zu beißen.“ ergänzt, so konnte sich jeder seine eigenen Gedanken zu dem was war, ist und möglicherweise wieder sein wird, machen.
Während man die Satire mit aktuellem Bezug eher der Figur des Gernot Hassknecht, welche Heist in der heute-show verkörpert, zuordnen konnte, entsprachen mit fortschreitender Veranstaltungsdauer die Witze immer mehr dem alten Muster, welches noch immer funktioniert, und oftmals eine Gratwanderung zwischen Witz und Beleidung bedeuten. So klingt vielen der Satz „Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier fein!“ noch recht bekannt in den Ohren. Andere wiederum können umso mehr mit dem Reim anfangen: „Jetzt weiß ich warum Sie Köpfe haben, so brauchen sie ihr Stroh nicht in Händen zu tragen.“ Diesen Seitenhieb erteilte der Kabarettist Germany’s Next Topmodel. Regional gesehen ging es dann weiter bergab, die geografische Linie „Essen – Darmstadt – Pforzheim“ wurde kurzerhand zur Deutschen Verdauungsstraße erklärt.
Nach unzähligen vielen weiteren Pointen, welche man einfach besser live erleben sollte, näherte sich der Abend auch recht schnell seinem Ende, und mit dem Abnehmen der schwarzen Brille wurde aus Heinz Erhardt wieder Hans-Joachim Heist. Eingebettet in lautstarkem Applaus überreichte Uwe Menges als Vorsitzender des Freundeskreises mit seinem vielfachen Dank eine in diesem Jahr besonders rare Ausgabe des Weins der Rüsselsheimer Winzerfreunde, von denen einige ebenfalls anwesend waren und gleich in beiden Vereinen aktiv sind. Nachdem Heist es sich nicht nehmen ließ, die Größe der Flasche zu bemängeln, gab er allen Besuchern zum Abschluss mit auf den Weg: „Bleiben Sie negativ und denken sie positiv!“